Geschichtliches über den Siedlungsraum *)

*) Quelle: Fabian Walter, Obrovac, Seite 9 – 19

 

Die Ansiedlung der Deutschen in der Batschka ist mit der Befreiung des Donauraumes von der Türkenherrschaft ursprünglich verknüpft. Den Sieg über die Türkenherrschaft errang das deutsche Schwert unter der Führung des Reichsfeldmarschall Prinz Eugen. Er bezwang in siegreichen Schlachten die Macht der Türken und eroberte Senta im Jahre 1697, Peterwardein 1716, Belgrad 1717 und wurde so der eigentliche Befreier und Retter des Donauraumes. Nach der Befreiung begann die Ansiedlung der Deutschen im Donauraum, um dieses Gebiet wieder der abendländischen Ordnung und Kultur zu erschließen. Die Batschka war das letzte Siedlungsgebiet und wurde während des zweiten und dritten Schwabenzuges auf Wunsch der Kaiserin Maria Theresia (1740 bis 1780) in den Jahren 1760 bis 1765 und ihres Sohnes Josef Il. (1780 bis 1790) in den Jahren 1782 bis 1787 besiedelt.

 

Obrovac, der ungarische Name lautet Boroc, bestand schon vor der deutschen Ansiedlung. Obrovac liegt im Bezirk Batschka‑Palanka und war einst ein Kameraldorf, das vor dem 19. Jahrhundert nur von Serben besiedelt war. Es ist nicht genau feststellbar, wann das Dorf entstanden ist, doch dürfte es schon Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Der Name Obrovac soll von dem Wort Obrov abstammen, wohl aus dem Serbischen, wo Obrve Augenbraue heißt, und da im Dorf eine halbkreisförmige Schanze liegt, nimmt man an, daß der Namevon daher stammt. Heimatforscher aber meinen, daß Obrovac schon in der Awarenzeit bestanden hat und der Name Obrovac aus dem Awarischen stammt. Das Dorf lag nicht an der jetzigen Stelle, sondern näher bei dem Dorf Bukin. Dies beweisen die Kirchenbücher der Serben. Wann das Dorf verlegt wurde, ist nicht mehr festzustellen.

 

Am südlichen Teil des Ortes zieht sich ein Teich durch das Dorf, an dem nur Serben wohnten. Auch die Schanze war besiedelt. Bei Grabungen machte man dort verschiedene Funde: Außer menschlichen Skeletten fand man Waffen, Handgeräte, Töpfe und andere Gegenstände. Die Herkunft der Schanze und dieser Funde konnte jedoch nicht festgestellt werden. Bei der Verlegung des Ortes legten die ersten Siedler der jetzigen Gemeinde das Dorf zu beiden Seiten des Teiches (Bara genannt) an, wahrscheinlich, um eine bequeme Tränke für ihr Vieh zu haben, da die Ansässigen zu jener Zeit hauptsächlich Viehwirtschaft und weniger Ackerbau betrieben. Das Dorf dehnte sich später immer weiter nach Norden aus. Die Gemeinde verfügte noch bis in die letzte Zeit über eine Karte, welche von einem Ingenieur namens Franz Denk, im Jahre 1781 angefertigt wurde. Nach dieser Karte hat das Dorf sich bis zum heutigen Zeitpunkt sehr verändert. Heute führen die Straßen fast alle parallel zueinander durch den Ort, ebenso auch die Kreuzgassen. Auch Straßen, welche in die angrenzenden Nachbarorte führen, wurden verlegt. Die Straße von Obrovac nach Gajdobra zum Beispiel führte zu jener Zeit geradlinig von einem Ort zum andern.

 

In der Bacs Bodroger Monographie ist Obrovac öfter erwähnt, und unter anderem heißt es dort: Bei einer Konskription des Bacser Bezirks im Jahre 1699 wohnten in Obrovac 23 Ökonomen, die miteinander 109 Joch Feld besaßen. Ein Joch hatte in dieser Zeit 1.100 Quadratklafter

 

Im Jahre 1715, als im Bacser Bezirk wieder eine Konskription durchgeführt wurde, hatten die Bürger der Gemeinde die Konskription" verweigert und sich nicht erfassen lassen.

 

1717 wurde die Gemeinde Obrovac in das Bodroger Komitateingegliedert.

 

Im Jahre 1719 wurden Steuerzusammenschreibungen im Komitat durchgeführt. Hierbei wurden in Obrovac 20 Familien besteuert; wie viele Personen diese 20 Familien umfaßten, ist jedoch nicht angegeben.

 

1722 war Obrovac eine Gemeinde mit 126 Hausplätzen und einer rein serbischen Bevölkerung, die unter dem Patriarchen Arsen (Crnojevic) im Jahre 1692 eingewandert war.

 

Erst in den Jahren 1760 wurde die Gemeinde durch neue Ansiedler vergrößert. 1767 war wieder ein Zuwachs von neuen Bürgern zu verzeichnen, und 16 Bürger wurden neu besteuert. Da in diesen Jahren immer mehr Zuwanderer in die Gemeinde kamen, umfaßte sie im Jahre 1768 schon 60 Familien.

 

1772 wurde in der Gemeinde die Urbarialregelung durchgeführt, und den Ansässigen Felder zugeteilt.

 

Die erste Karte der Gemeinde wurde 1771 angefertigt, die 1781 von dem Ingenieur Franz Denk *)

 erneuert und verbessert wurde. Die Originalkarte aus dem Jahr 1781 hat folgenden Text:

Charte

 

„Von dem in der Löbl. Bacser Gespanschaft liegendzum Palankaer Provisorats District gehörigen Kameral Dorf Obrovacz. Dessen Grunde vermag urbarial Einrichtung denen Unterthanen ausgethei­let sind worden,deren Namen und wieviel einer an Jochen in jeder Fluhr und Theilung besitze ist aus beigelegter Tabelle E zuersehen, vermög der Zahlen und der in den Rubriquen stehenden Buchstaben, aber in der Charte A jedes Haus, und Garten, und in der Charte B eines jeden Theil zufinden, Verfertiget von Ingenieur Franz Denk im Jahr 1781. Der Umkreis des Dorfs Terrain messet 9250 Wiener Klafter oder 23125 Geometrische Schritte, und Könnte einer in 4¾ Stunden herumkommen wenn er in einer Stunde 4800 obige Schritte fortgienge. Der UmKreis des diesen Ort einverleibten Praedio MetKovity aber bestehet in 6709 Wiener Klafter oder 16 772 Geometrischen Schritten, welches 3¼Stunden ein a 4800 obiger Schritte gerechnet ausmachet. Des Dorfs Hotter mit dem Praedio in einen Verstand genommen messet also 14 674 Wiener Klafter oder   36 435 Geometrische Schritte, welches also im ganzen UmKreis seine a 4800 genommen 7 Stunden 38 betraget.

Der Flächeninhalt dieses DorfHotter betraget 6492 7/8, Dess Praedii Metkovity aber 2168 1/8 zusamen also das ganze Terrain Samt dessen einverleibten Praedio, eines a 1100 quadrat Klafter gerechnet 8661 Joch.

Von welchen enthalten die Hausgründe und Gärten

243 2/8

Die Urbarialiter ausgetheilten Wiesen der ansässigen Unterthanen

804 2/8

Die Fleischhackers Wiesen Sub Lit: M.

40

Die Gemeinde Wiesen Sub Lit: N

40

Die Pfarrers oder Popens Wiesen

8

Die Adjustation des Pfarrers oder Popen

10

Die Adjustation der Unterthanen

1294

Die Aecker der ansässigen Unterthanen

3200

Die Aecker des Popen oder Pfarrers

32

Die Hutweide Samt Laken, Gewandwegen, Straßen und Gassen

1875 5/8

Die Weingärten

25 2/8

Der Eichenwald Samt dazu liegen gelassenen Aeckern und Streichern

1098 5/8

Zusammen wie oben

8661

 

Nota 1ma Lit. O der Herrschaftl: Zwötsken Garten mit 10 Joch, und Lit: P. der neue Trettplatz mit 2 4/8 Joch ist auch in obiger Rechnung mit unter den Hausgründen und Gärten begriffen. Lit: F. G. Erste Fluhr, Lit: H. F. Zweyte, und Lit: K. L. Drite Fluhr oder Calcatur. Sub Lit: D. ist die erste, und Sub Lit: E. die Zweyte Wiesen Theilung.

Nota 2da In diesem Kameral Dorf sind samt des Popen 101 Ansässigkeiten. Ein mehreres ist aus der Charte A und Relation zuersehen.«

 

*) Anmerkung: Bereits 1771 wurde im Auftrag der Wiener Kameralverwaltung das Gemeindegebiet Obrovac durch Ingenieur Franz DENK zwar vermessen, da geplant war, Deutsche anzusiedeln. Damals wohnten laut dieser Erhebung bereits 101 serbische Familien im Ort. Von diesen Plänen nahm die Hofkanzlei aber wieder Abstand, sodass es damals zu keiner planmäßigen Ansiedlung mit Deutschen kam.

Wilhelm Busch

 

Die Bauern standen unter Lehnsherrschaft und mußten 1/10 ihrer Ernte, besonders die Halmfrüchte, auf dem Trettplatz zusammenfahren, bevor sie ihre eigene Ernte von dem Feld wegfahren durften. (1848 wurden die Bauern von der Lehnsherrschaft befreit.)

 

1782 wurde die griechisch‑orthodoxe Kirche gebaut. Sie ist noch heute im Besitz eines goldenen Kelches aus dem Jahre 1737. Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die Deutschen, sich in der serbischen Gemeinde niederzulassen. Sie waren durchwegs arme Leute und daher gezwungen, jede ihnen gebotene Arbeit anzunehmen. Durch ihren unermüdlichen Fleiß und ihre Sparsamkeit kamen sie zu Wohlstand und verdrängten so die Serben bald aus der Mitte des Dorfes an den Rand des Ortes. Auch wirtschaftlich gesehen, zeigte die Gemeinde einen raschen und schönen Aufschwung. Die rührigen Schwaben standen bald überall an der Spitze: in der Landwirtschaft,in der Industrie, im Gewerbe und auch in der Gemeindeverwaltung, Der Wohlstand der Deutschen nahm von Jahr zu Jahr zu und ihre Überlegenheit gegenüber den Serben brachten auch die sauberen deutschen Wohnhäuserzum Ausdruck.

 

Auch bevölkerungsmäßig nahmen die Deutschen von Jahr zu Jahr zu, so daß im Jahre 1826 schon 46 deutsche Familien in der Gemeinde lebten.

 

Im Jahre 1844 lebten in der Gemeinde 748 Katholiken (Deutsche) und 1.361 Griechisch‑Orthodoxe (Serben).

 

Im Jahre 1869 wohnten 1308 Deutsche, 1207 Serben und 4 Judenund zirka 70 Ungarn und Zigeuner in dem Dorf.

 

Im selben Jahr wurde in der Gemeinde ein Postamt eingerichtet. Die Post ging über Palanka und mußte täglich mit der Postkutsche dorthin gebracht oder von dort abgeholt werden.

 

1881 wurde die Gemeinde‑Hutweide aufgeteilt. Die gesamte Gemeinde‑Hutweide umfaßte 1.187.565/1.200 Joch. (Das Joch zu 1.100 Quadratklafter gerechnet).

 

Der katholische Pfarrer bekam von der Hutweide eine Session Feld. Zur Verteilung kamen 1.137 Joch, Die Gemeinde erhielt 108 ¼ Joch, der Herrschaft blieben noch 461 1/3 Joch. Die Gemeindevolksschule bekam 6 Joch, die Lehrer der katholischen und griechischen Schule je 5 Joch. Auf den Gemeinde‑Baumgarten entfiel 1 Joch, und für den katholischen Friedhof wurden 4.000 Quadratklafter zur Verfügung gestellt. Der Rest entfiel auf die Gemeindefeldbesitzer. Auf ¼ Session entfielen zirka 1.700 Quadratklafter 1. Klasse und zirka 1.000 Quadratklafter 2. Klasse.

 

Zur Aufrechterhaltung der Ordnung hattedie Gemeinde immer ihre Sereschane (Feldhüter). Etwa um das Jahr 1890 bekam die Gemeinde Polizisten, die die Sereschane ablösten. Die Polizisten waren nicht nur Hüter der Gemeinde, sondern mußten auch auf den Hotter, das heißt die Fluren überwachen. Da nach dem ersten Weltkrieg auf dem Hottersehr viel gestohlen wurde, Landwirtschaftsgeräte und Erntebestände, hatte die Gemeinde Feldhüter eingestellt, die für jeden Diebstahl die Verantwortung übernahmen. Sie wurden von den Bauern in Naturalien entlohnt und zwar nach dem Joch Feld in Weizen und Mais.

 

Als die Deutschen die Einwohnerzahl der Serben überflügelt hatten, wurde manchmal der Richter und dessen Stellvertreter aus der Mitte der Deutschen gewählt. Dadurch fühlten sich die Serben in der Gemeindeverwaltung benachteiligt, begannen die Deutschen zu hassen und brandstifteten bei diesen. Um diesen Feindseligkeiten ein Ende zu bereiten, trafen die Deutschen und Serben zirka 1895 ein Abkommen, nach welchem alle 3 Jahre der Richter gewechselt wurde, das heißt, daß bei den Richterwahlen einmal die Deutschen den Richter und die Serben den Vizerichter, und bei den nächsten Wahlen die Serben den Richter und die Deutschen den Vizerichter stellten. Von den 4 Geschworenen im Gemeindevorstand haben die Deutschen und die Serben je 2 zu stellen, von denen einer Bauer und einer Kleinhäusler war.

 

Im Jahre 1897 wurde eine Entwässerungsgesellschaft Obrovac und Wekerle (Neu Gajdobra) gegründet. Beide Hotter wurden kanalisiert und ein Hauptkanal von 22,5 Kilometer gebaut. Der Kanal lief durch die Hotter Obrovac, Wekerle und Alt‑Palanka und lief auf dem Alt‑Palankaer Hotter in die Donau. Der Kostenaufwand des Kanalbaues und die Instandhaltung des Hauptkanals wurde von beiden Gemeinden zu je 50 Prozent getragen. Die Kosten der Seitenkanäle wurden von jeder Gemeinde selbst getragen. Als im April 1941 die Batschka von den Ungarn besetzt wurde, hat Gajdobra ihren Hotter kanalisiert und sich an unseren Hauptkanal angeschlossen. 1942 sind die Gemeinden Gajdobra, Towarischewo und Alt‑Palanka der Gesellschaft beigetreten. Da der Kanal das Wasser der 5 Hotter nicht aufnehmen konnte, mußte er um 1,5 Meter erweitert werden. Die Gemeinde Obrovac sollte für diese Erweiterung 127 000 Pengö bezahlen. Es war der Wert von 4233 dz Weizen.

 

Da im Jahre 1900 die Gemeinde schon 3.105 Einwohner zählte und das alte Gemeindehaus viel zu klein für die benötigten Amtsräume war, sah sich die Gemeinde veranlaßt, ein neues Gemeindehaus zu bauen. Es wurde im Zentrum des Ortes, wo nur Deutsche wohnten, errichtet. In ihm befand sich auch die Notarwohnung und eine Gemeindedienerwohnung.

 

Im Jahre 1902 wurde der Hotter kommassiert. Die gewesene Hutweide mit Weingarten und Gärten (Trettplätze) wurden in die Kommassierung nicht eingeschlossen. Vor der Kommassierung gab es in der Gemeinde viel Ärger und Streit zwischen den Bürgern, die für und die gegen die Kommassation waren. Ein Jahr nach der Kommassation sah jeder Bauer, auch die ehemaligen Gegner derselben, ein, welche Vorteile ein Zusammenlegen der Felder brachte.

 

Vor der Kommassation wurden die Felder in zwei Klassen eingeteilt: In erste und zweite Klasse. Auf etwa sieben Joch erster Klasse entfielen 2,5 Joch zweiter Klasse. Zweite Klasse ist das Feld, welches tiefer gelegen ist.

 

Es wurden auch Felder vorweggenommen, und zwar solche Felder, in denen erste und zweite Klasse in einem Komplex zusammenlagen und von dem mehr als ein Drittel tieferes Feld war. Diese Felder wurden nur unter solche Feldbesitzer verlost, die sich um diese beworben hatten.

 

Die Feldbesitzer, die am wenigsten Feld hatten (bis zu fünf Joch), wurden am meisten berücksichtigt und erhielten ihr Feld gleich unmittelbar an den Ort angrenzend, dann kamen die Feldbesitzer bis zu zehn Joch, dann die bis zu 20 Joch usw. Die Bauern mit dem größten Feldbesitz erhielten ihre zusammengelegten Felder am weitesten von dem Ort entfernt, an der Hottergrenze.

 

Im Jahre 1902 und 1903 wurde die Steinstraße von Palanka nach Sombor, die durch Obrovac führte, erbaut.

 

Die Eisenbahnstrecke von Palanka durch Obrovac nach Gombosch (Bogojevo) wurde im Jahre 1908 dem Eisenbahnverkehr freigegeben.

 

Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajewo das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin verübt. Sie wurden beide von einem serbischen Nationalisten erschossen.

 

Am 26. Juli 1914, sonntags um 12 Uhr, gingen die Gemeindediener mit den Trommeln durch die Gassen und gaben die Mobilmachung bekannt. Die Reservisten wurden aufgefordert, sich innerhalb von 24 Stunden bei ihren Einheiten zu melden. Im November 1918 war der Zusammenbruchder österreich‑ungarischen Armee.

 

Vierzehn Tage nach dem Zusammenbruch kamen einige Tschetniks (Komidatschen) und besetzten unser Gebiet. Diese Tschetniks warenaber keine regulären serbischen Truppen, sondern hauptsächlich einheimische Serben in Zivilkleidung (bis auf eine Soldatenmütze), die bis zum Zusammenbruch im österreich‑ungarischen Heere Kriegsdienst geleistet hatten. Sie waren mit Gewehren und Handgranaten bewaffnet.

 

Durch den Friedensvertrag von Versailles verlor Ungarn über zwei Drittel seines 325.400 Quadratkilometer großen Gebietes, nämlich 232.389 Quadratkilometer und auch die Batschka wurde geteilt. Die Südbatschka, als der größere Teil mit 8.653 Quadratkilometer und 800.000 Einwohnern (davon waren 173.800 Deutsche) fiel an Jugoslawien, die Nordbatschka mit 1.628 Quadratkilometer und 96.000 Einwohnern verblieb bei Ungarn.

 

Durch diese Teilung ging unsere Staatszugehörigkeit zu Ungarn verloren und wir unterlagen einer großen Umstellung, die vor allem auch auf sprachlichem Sektor zu spüren war: Die Amtssprache war nun nicht mehr ungarisch, sondern serbisch und Beamte und Lehrer mußten, wollten sie im Amt bleiben, die serbische Sprache erlernen und sich einer staatlichen Prüfung unterziehen.Im November 1927 waren die ersten Gemeinderatswahlen in der Vojvodina.  Obrovac hatte 30 Gemeinderäte zu wählen. Diese wählten dann den Gemeindevorstand. Es wurden gewählt:

 

Fabian Walter als Richter, ein Serbe als Vizerichter;

Valentin Drach, Basler Johann und zwei Serben als Geschworene; Stampfer Matthias und ein Serbe als Kassierer.

 

Um 1929 wurde die Agrarreform durchgeführt. 535 Katastraljoch wurden an die Serben verteilt. Diejenigen serbischen Familien, die kein Feld besaßen oder die weniger Joch Feld hatten als Familienmitglieder, bekamen pro Kopf ein Katastraljoch Feld zugeteilt. Die deutsche Bevölkerung war von dieser Feldverteilung ausgeschlossen, obwohl es auch unter ihr viele Arme beziehungsweise Besitzlose gab. Nach dem ersten Weltkrieg wurden über 200 Katastraljoch Feld von unserem Hotter an die Dobrovoljcen verteilt.

 

Im September 1939 wurden verschiedene Mitglieder des Kulturbundes vom Gemeindenotar in die sogenannte "Schwarze Liste" aufgenommen. Als zwei Tage nach dem Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt am 25. März 1941, der Staatsstreich des Generals Simowitsch am 27. März 1941 folgte, da wußten viele, daß sie möglicherweise als Geiseln verschleppt werden sollten. Gleich nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Jugos1awien am 6. April 1941, bestellte man um 9.30 Uhr 16 Mann zum Notar ins Gemeindehaus, die man sofort nach ihrer Ankunft verhaftete und als Geiseln in die Kasematten nach Peterwardein verschleppte. Diese Männer waren:

 

Jakob Flock ‑ Josef Fihn ‑ Josef Stampfer ‑ Nikolaus Trischler ‑ Anton Stampfer ‑Johann Graf ‑ Peter Baron ‑ Paul Dornes ‑ Andreas Walter Josef Scherer ‑ Jakob Beck ‑ Josef Busch ‑ Martin Klenz ‑ Georg Köpfer - Fabian Walter ‑ Adam Drach.

 

Am 12. April 1941 wurden die Geiseln von den deutschen Truppen befreit und am 13. April 1941, am Ostersonntag, von denselben in Lkws nach Hause gebracht.

 

Am 12. April 1941 übernahmen die ortsansässigen Deutschen die Verantwortung in der Gemeinde und sorgten für Ordnung und Frieden.

 

Am 17. April 1941 besetzten ungarische Truppen, berittene Grenzjäger, unsere Gemeinde. Die serbischen Beamten und Polizisten wurden entlassen und ungarische Beamte und deutsche Polizisten eingesetzt. Als Polizeiführer Adam Eichinger, als Polizisten Paul Dornes, Franz Braun, Franz Rieser, Jakob Scherer und Mathias Ofner.

 

Tiefenbach Valentin, der Unternotar war, blieb vorübergehend noch im Amt und wurde später nach Tschib als Obernotar versetzt. Sein Nachfolger in Obrovac wurde der Volksdeutsche Franz Kolling aus Miletitsch. Alle anderen Beamtenstellen waren von Ungarn besetzt.

 

Am 20. April 1941 wurden auf Befehl des Ortskommandeurs die Serben, die Dobrovoljacen waren, mit Familien, darunter auch der Notar Suwajcic mit Familie aus der Batschka ausgewiesen und über die Donau nach Syrmien gebracht. jeder Familie wurde ein Wagen zur Verfügung gestellt, um das notwendigste mitnehmen zu können. In die Gemeinde brachte man nachher Ungarn, die sogenannten Telepeschek, die in die Häuser der vertriebenen Serben eingewiesen wurden.

 

Am selben Tag um 8 Uhr morgens war eine ungarische Militärmesse in der katholischen Kirche. Zu dieser Messe wurden alle deutschen Männer, die im ersten Weltkrieg Soldat waren, eingeladen. Sie sollten mit ihren Kriegs­auszeichnungen in der Messe erscheinen. Als die Offiziere sahen, daß viele Deutsche die Brust voll Auszeichnungen trugen, ersuchten sie diese, in das Gemeindehaus zu kommen. Dort erfaßte man alle diejenigen, die mit der großen silbernen und goldenen Medaille ausgezeichnet waren. Man versprach ihnen hier den Titel Vitez und zehn Katastraljoch Feld, wenn sie ihren deutschen Namen magyarisieren ließen. Das Angebot wurde von keinem Deutschen in der Gemeinde angenommen.

 

Am 17. September 1944 etwa um 17 Uhr brachen Partisanen, darunter auch Frauen, im Ort ein, schlichen sich an die Hanffabrik heran und schossen sechs Soldaten der ungarischen Wachmannschaft nieder. Danach zogen sich die Partisanen wieder mit den erbeuteten Waffen und Kleidungsstücken in die Maisfelder zurück. Ein serbischer Arbeiter der Hanffabrik schloß sich den Partisanen an.

 

 

Die folgende Statistik zeigt die Entwicklung der Gemeinde

Im Jahre 1699               

    23 Familien

Im Jahre 1768                       

60 Familien

Im Jahre 1781

101 Familien

Im Jahre 1820

206 Katholiken

1.140 Griechisch‑Orthodoxe (Serben)

2 Reformierte

21 Juden       . 

 

1.369 Einwohner

 

Im Jahre 1826               

46 katholische Familien

Im Jahre 1844             

748 deutsche Katholiken

1.361 Griechisch-Orthodoxe (Serben)        

 

2.109 Einwohner

 

Im Jahre 1869

1.308 Katholiken

1.207 Griechisch‑Orthodoxe

4 Juden       .

 

2.519 Einwohner

 

Im Jahre 1870

1.324 Katholiken

1.268 Griechisch‑Orthodoxe

6 Juden        .

 

2.598 Einwohner

 

Im Jahre 1878           

1.563Katholiken

1.127 Griechisch‑Orthodoxe

 

2.690 Einwohner

 

Im Jahre 1890           

2.901 Einwohner

Im Jahre 1900

1.985 Deutsche

38 Ungarn

1.037 Serben

8 Slowaken

37 andere (hauptsächlich Zigeuner)

 

3.105 Einwohner

 

 

Einteilung nach Glaubensbekenntnissen:

2.014 Römisch‑Katholische

1.060 Griechisch‑Orthodoxe

8 Protestanten

16 Juden

7 Andersgläubige

 

Größe des Gemeindehotters

228 Joch Gemeindebesitz

885 Joch Staatsbesitz

 

6.109 Joch

Im Jahre 1910           

1.843 Deutsche

1.066 Slawen

21 andere     .

 

2.930 Einwohner

Im Jahre 1921           

1.905 Römisch‑Katholische (davon 1871 Deutsche)

1.127 Griechisch‑Orthodoxe

1 Protestant

6 Juden       .                         

 

3.039 Einwohner

Im Jahre 1931

1.907 Römisch‑Katholisch

1.093 Griechisch‑Orthodoxe

19 Protestanten

11 Andersgläubige

 

3.030 Einwohner

 

 

Bei der letzten Volkszählung, die von der ungarischen Besatzungsmacht im Jahre 1941 durchgeführt wurde ‑ die aber nicht ganz vollständig ist, weil viele auswärts arbeiteten oder beim ungarischen Militär eingezogen waren ‑ wohntenin Obrovac:

Deutsche

1.650

Serben

935

Ungarn

135

Zigeuner

99

Arbeiter des Staatsgutes Karadjordjevo

178

Salascher verschiedener Nationalitäten.

einige

 

Demnach betrug die Gesamteinwohnerzahl 2.997. Das Dorf bestand aus 710 Häusern, die von 775 Familien bewohnt wurden. Im Ort gab es 22 Kaufleute und 106 Gewerbetreibende, wovon 90 Prozent Deutsche waren, Von den 710 Häusern des Dorfes wurden 413 von Deutschen bewohnt; auch gehörten ihnen 12 von insgesamt 13 Salaschen.

 

Die Gemeinde hatte mit dem Hotter eine Größe von 6.149 Kat.‑Joch und 1.398 Quadrat­klaftern. Davon waren:

Ackerfeld

5.619 Joch und 1.284 Quadratklafter

Gärten

65 Joch und 1.458 Quadratklafter

Weingärten

97 Joch und 1.549 Quadratklafter

Weide

9 Joch und 1.055 Quadratklafter

unbebaut (Dorf, Straßen usw.)

356 Joch und852 Quadratklafter

 

 

 

 

 

Aus der amtlichen Statistik vom 31. 3. 1931 – Obrovac –

Anzahl der Häuser

688

Anzahl der Haushaltungen

735

 

Anwesende Bevölkerung:

Männlich

1.480

Weiblich

1.550

Gesamt

3.030

 

 

Aus einer Karte von Wüscht, auf Grund des Materials, das die Landwirtschaftskammer etwa im Jahre 1938 sammelte:

Ackerland

Deutsche

 

 

 

 

Personen

184

60,98 %

 

Besitzer

470

59,19 %

 

Kat.‑Joch

3.800

67,73 %

Ungarn

 

 

 

 

Personen

79

2,61 %

 

Besitzer

2

0,25 %

 

Kat.‑Joch

2

0,04 %

Serben

 

 

 

 

Personen

1.093

36,15 %

 

Besitzer

 

38,29 %

 

Kat.‑Joch

1.312

28,32 %

Kroaten,Schokatzen

 

 

 

 

Personen

8

0,26 %

 

Besitzer

6

0,15 %

 

Kat.‑Joch

15

0,26 %

Bunjewatzen

 

 

 

 

Besitzer

1

0,12 %

 

Kat.‑Joch

74

0,80 %

Russen

--

--

 

Öffentliche Körperschaften

 

 

 

 

Besitzer

6

0,76 %

 

Kat.‑Joch

447

7,96%

Insgesamt

 

 

 

 

Einwohner

3.024

100,00 %

 

Besitzer

794

100,00 %

 

Kat.‑Joch

5.627

100,00 %

Weingarten

 

 

 

 

Besitzer

241

29,71 %

 

Kat.‑Joch

67

1,19 %

Insgesamt Ackerland, Wein‑ und Obstgarten

 

 

 

 

Besitzer

811

100,00 %

 

Kat.‑Joch

5.694

92,62 %

Wiese, Weide, Röhricht und Dorfgemarkung

 

 

 

 

Kat.‑Joch

103

1,68 %

Unfruchtbar

 

 

 

 

Kat.‑Joch

350

5,7 %

Gesamtfläche

6.148 Kat.‑Joch und 83 Quadratklafter.

Davon wurden durch die Agrarreformverteilt:

535 Kat.‑Joch = 9,51 % (Agrarreform nach dem ersten Weltkrieg).

 

Seit 1900 wurden in Obrovac folgende Richter gewählt (die Richtertätigkeit war ehrenamtlich):

 

Moschina, Martin      

Weber, Andreas        

Köpfer, Matthias        

Walter Matthias         

Duhatschek, Michael

Stampfer, Michael    

Köpfer, Matthias        

Lotspeich, Stefan      

Baron, Josef  

Walter, Fabian           

Köpfer, Anton

Köpfer, Johann         

Walter, Fabian           

Manz, Anton   Tiefenbach

Faber, Franz   Kolling

Stocker, Franz

Klentz, Kaspar

Walter, Fabian

Flock, Jakob

Drach, Michael

 

in der gleichen Zeit hatte die Gemeinde fol­gende Notare:

 

Mali

Duppca

Sarándi

Raukovic

Korcik

Suvajazic